Alexander Otto, Erbe der Hamburger Versandhandel-Dynastie Otto; Chef der ECE-Gruppe,Deutschlands größter Betreiber von Einkaufszentren (200)

„Die Corona-Zeit war ein deutlicher Rückschlag, der Schaden ist beachtlich: 90 Prozent der Händler in unseren Centern haben 2020 Verlust gemacht, zehn Prozent sind in der Insolvenz. Wir haben während der Lockdowns auf 50 Prozent der Ladenmieten verzichtet. Früher hatten wir durchschnittlich ein Prozent Leerstand, jetzt liegen wir bei fünf. Insgesamt belaufen sich die temporären Mietreduzierungen für die von den Lockdowns betroffenen Händler in den deutschen ECE-Centern auf deutlich über 150 Millionen Euro."

 „Wir waren ja leider mit fünfeinhalb Monaten Lockdown-Weltmeister. Wir sehen, dass im Moment in Österreich, wo der Lockdown nur zwei Monate dauerte, dass dort die Kundenzahlen in Läden und Centern deutlich besser sind. Das Gleiche gilt für Osteuropa. Bei uns dagegen braucht es deutlich länger nach dem langen Lockdown, bis sich alles wieder einpendelt. Wir liegen im Moment noch immer 20 Prozent unter den Besucherfrequenzen von 2019 in unseren Centern."

„Wir rufen zu oft und zu schnell nach ‚dem Staat'. Die politische Debatte ist im Vergleich zwischen Amerika und Deutschland sehr unterschiedlich. In den USA ist das Thema Steuersenkungen für alle Wähler wichtig. Bei uns dagegen nur für eine Minderheit. Man ruft eher nach mehr Steuern für mehr Staat. Ich glaube aber: Es hilft nicht unbedingt weiter, wenn sich der Staat um alles kümmern soll. In den USA zum Beispiel war der Lockdown sehr kurz und der Einzelhandel boomt in diesem Jahr wie noch nie. Man kann immer diskutieren, zu welchem Preis. Aber dort hat man mehr auf die Selbstverantwortung der Menschen gesetzt. Da müssen wir stärker hinkommen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben."