Stanislaw Petrow verhindert Dritten Weltkrieg

Stanislaw Petrow weigerte sich 1983, den roten Knopf zum Start von Atom-Raketen zu drücken – damit verhinderte er den Ausbruch eines Atomkriegs. Jetzt bekam er für sein tapferes Handeln den Deutschen Medienpreis.

Stanislaw Petrow war diensthabender Offizier im Gefechtsführungszentrum der Sowjetunion.

So eine Entscheidung möchte man niemandem abnehmen: Als Oberstleutnant der Sowjetarmee war der damals 44-Jährige auch stellvertretender Leiter der Anlage, die das Signal der russischen „Sputnik“-Satelliten auswertete. Sie soll vor Raketenangriffen aus dem erdnahen Weltraum warnen.
Am 26. September 1983 passiert das Undenkbare: Kurz nach Mitternacht geht ein brüllend lauter Alarm los. Atomalarm!
„Es fühlte sich an wie ein Schlag in mein Nervensystem“, berichtete Petrow später in der Zeitung „Die Zeit“. „Alle im Kontrollraum sprangen von ihren Stühlen auf und sahen mich an.“

Der Alarm verkündet, dass an der Ostküste der Vereinigten Staaten Raketen gestartet sind. In Richtung Sowjetunion.
Petrow hätte nur einmal auf den leuchtend roten Knopf drücken müssen, um zum atomaren Gegenschlag auszuholen. Doch er tat es nicht.

Obwohl das Computersystem eindeutig einen Angriff anzeigt, geht der Analytiker von einem Fehlalarm aus.

Petrow vertraut seinen Fähigkeiten, seinem Wissen, seinem Bauchgefühl. Er weigert sich, den tödlichen Befehl zu geben.

Doch er weiß: Hat er sich getäuscht, liefert er sein eigenes Land der Zerstörung aus: „Die Amerikaner hätten 100 Millionen Menschen in Russland vernichtet – etwa die Hälfte der Bevölkerung.“

13 bange Minuten vergehen, dann endlich die befreiende Nachricht des Bodenradars: Der Himmel über der sowjetischen Arktis ist leer. Keine Raketen.

Das sowjetische Frühwarnsystem hatte Sonnenreflexionen auf Wolken als Raketenstarts fehlinterpretiert.
„Tatsächlich hätten auch wir mindestens die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung ausradiert. Es gab nur einen einzigen Unterschied: Der, der den Erstschlag führt, lebt 20 Minuten länger“, sagte der Medienpreisträger.